Bahnpolitischer Sprecher der Grünen zu Gast: Potenziale der Madonnenlandbahn aufgezeigt 

Foto: Klaus Brauch-Dylla

Auf seiner Anreise nach Buchen wurde MdL Michael Joukov, bahnpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, so richtig mit der bahnpolitischen Wirklichkeit im Bauland und Madonnenländchen konfrontiert – ab Osterburken konnte er den Schienenersatzverkehr “genießen”. Nach Gesprächen und Besichtigungen in Buchen und Seckach war diese Wirklichkeit dann bestimmendes Thema im Adelsheimer Rathaus, wo Joukov, in Begleitung von Landtagskandidat Arno Meuter und Zweitkandidatin Lena-Marie Dold sowie den Kreisrät*innen Simone Heitz, Amelie Pfeiffer und Anton Fleischmann, mit Bürgermeister Wolfram Bernhardt sowie Andreas Größler und Oliver Roßmüller vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammen traf.

Kreisrätin Pfeiffer (Buchen) sagte einführend, dass ihres Erachtens bei den Fahrgastzahlen der Madonnenlandbahn ein großes Potential aus der Raumschaft Walldürn/Buchen nicht genutzt werde. Man habe zwar Züge vor der Nase, “nur mit einem Stundentakt”, am Wochenende sogar lediglich zweistündigen Takt, die aber in Seckach keinen direkten Anschluss in Richtung Osterburken zum Fernverkehr böten. In der Folge nähmen die Bürgerinnen und Bürger dann eben doch das Auto. Erst im letzten Herbst habe die grüne Kreistagsfraktion einen Antrag zur Situation auf der Madonnenlandbahn gestellt. 
Um Joukov die Situation zu verdeutlichen, hatte Pfeiffer Oliver Roßmüller eingeladen. Der verkehrspolitische Sprecher des VCD Main-Tauber ist nicht nur erfahrener Experte bezüglich der Westfrankenbahn, die sowohl in Neckar-Odenwald als auch in Main-Tauber im eingleisigen Netz, nach wie vor mit Dieselzügen, Verkehrsleistungen erbringt. Roßmüller bewies seine Kompetenz auch für den Schienenverkehr in und durch das Main- und Taubertal, hatte selbst in den frühen 2000ern als Bürger Walldürns einschlägige Madonnenlandbahn-Erfahrungen gesammelt. “Die Madonnenlandbahn muss moderne Mobilitätsanforderungen erfüllen, soll sie zukünftig eine wichtigere Rolle spielen – und das kann sie auch!“ zeigte Roßmüller sich überzeugt. Detailliert und gut nachvollziehbar skizzierte er die wesentlichen Defizite der Bahnverbindung Seckach-Buchen-Walldürn-Miltenberg, die über die Maintalbahn in Wertheim mit der Tauberbahn verbunden ist. „Um einen attraktiven Stundentakt umzusetzen, ist es absolut erforderlich, Seckach und Miltenberg als Schienenknoten mit Vollanschlüssen zur vollen Stunde auszubauen”, nannte er klare Prioritäten. In Walldürn, als betrieblichem Mittelpunkt der Madonnenlandbahn, könnten dann die zum Teil langen Standzeiten beseitigt werden, die die Strecke in der Durchbindung vom Neckar zum Main unattraktiv machen. Würden die Ergebnisse zweier vom Land finanzierter Untersuchungen zur Madonnenlandbahn und zur Frankenbahn (Würzburg-Stuttgart) zusammengeführt und diese Zielsetzung angestrebt, käme man genau zu diesen Erkenntnissen, so Roßmüller. Allein von Buchen aus gesehen sei tägliches Pendeln Richtung Maintal aktuell kein Vergnügen. „Weil derzeit die Fahrzeiten zwischen Walldürn und Miltenberg bzw. Miltenberg und Wertheim jeweils mehr als eine halbe Stunde betragen, kommen keine sauberen Knotenzeiten im Netz zustande, die für weiterführende Anschlüsse und einen integralen Taktfahrplan (Deutschlandtakt) absolut wichtig sind“, führte Roßmüller weiter aus. „Mit der Elektrifizierung der Maintalbahn zwischen Miltenberg und Aschaffenburg könnte im Gegenzug die Durchbindung der Züge der Madonnenlandbahn nach Wertheim zumindest zwischen Walldürn und Miltenberg einen wesentlichen Teil der erforderlichen Fahrzeitverkürzung bringen.” Man spare dann nämlich zehn Minuten für die Fahrzeug-Wenden, machte er die Zusammenhänge deutlich. Der Ausbau des Haltepunktes Rippberg für Zugkreuzungen mache bestenfalls Sinn, um deutliche Verspätungen nicht auf die Gegenrichtung zu übertragen. Für eine Netzplanung mit optimalen Knotenzeiten bringe dieser Halt hingegen keine Vorteile, binde hingegen Mittel, die an anderer Stelle effektiver wären.

Im Kreistagsausschuss Wirtschaft Umwelt und Verkehr hatten Vertreter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) auf Nachfrage von Amelie Pfeiffer bestätigt, dass Ideen für eine deutliche Verbesserung der Madonnenlandbahn im Rahmen aktuell in einer Betriebsprogrammstudie bearbeitet würden. Diese würden aber im Bereich „Zukunftsfahrplan“ für die Zeit nach Dezember 2026 angegangen, wobei zunächst der Start von Stuttgart 21 mit all seinen Fahrplanauswirkungen bewältigt werden müsse. 
Dass ein getakteter Anschluss der Madonnenlandbahn in Seckach in beide Richtungen – Mosbach/Heidelberg sowie Osterburken – notwendig wäre, betonte auch Fraktionsvorsitzende Simone Heitz: „Umstiegszeiten in Seckach Richtung Osterburken von 30 Minuten sind nicht zeitgemäß.“ Sie befürworte daher den Switch zwischen S1 und S2, der bei einer Verlängerung der S2 nach Seckach diesen direkten Umstieg in beide Richtungen ermöglichen würde. Michael Joukov, der sich von der Sachkunde vor Ort beeindruckt zeigte, überlegte, ob nicht etwa eine aus Stuttgart kommende Regionalbahn nach Osterburken bis Seckach verlängert werden könnte, um die Fahrgäste anzubinden. Auch ein neuer “Nordbaden-Express” von Osterburken bis Heidelberg wäre eine Variante, Seckach besser anzuschließen, doch bleibe hier die Frage der Finanzierung ungeklärt. 
Übereinstimmung bestand auch, den Bahnhof Osterburken als zentralen Umstieg zwischen allen dortigen Zügen des Regionalverkehrs wie auch zum Buslinienverkehr zu erhalten und den notwendigen Ausbau von Infrastruktur aktiv anzugehen. Insgesamt könne der Neckar-Odenwald-Kreis von einer gesamtheitlichen Planung bei der lokalen wie überregionalen Mobilität sehr gut profitieren, so Roßmüllers Fazit. Mit perspektivisch erreichbaren Fahrzeitverkürzungen in die Oberzentren um mehr als eine halbe Stunde und dem Erhalt des Deutschlandtickets könne der Umstieg vom Auto schmackhaft gemacht werden. Um dem näher zu kommen müssten bereits heute in der Bestandsinfrastruktur mehr Verkehrsleistungen bestellt und die zentralen Aufgabenträger des ÖPNV auf die Mobilisierung der Mittel sowohl des Bundes als auch beim Land drängen, so das Fazit des VCD-Verkehrsexperten.
Das Vorhaben beim Land Baden-Württemberg engagiert anbringen will Arno Meuter, der ambitioniert betonte: „Ausgerufenes Ziel ist im gesamten Land einen Halbstundentakt zu erreichen. Dabei dürfen die Züge nicht einfach nur halbstündig nicht oder zu spät kommen. Die Bahn muss gerade im ländlichen Raum zum Fortbewegungsmittel werden, auf das man sich verlassen kann.” MdL Joukov versprach gemeinsam dran zu bleiben.