Mahnwache unter Eindruck von Trumps Eklat

Bild: Stephan Stromer

„Shame on you“ – Erschütterung und Trotz

Am Ende der Woche, in der sich Putins Überfall auf die Ukraine zum 3. mal jährte, trafen sich erneut ca. 50 Menschen zur 114. Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine. Und diese war geprägt von der Empörung und zugleich niederdrückenden Stimmung, die die Videos des von US-Präsident Trump verursachten Eklats im Oval Office am Vorabend auslösten. „Shame on you“ hatte ein Teilnehmer auf die US-Fahne geschrieben, mit der er gekommen war.

Lena Marie Dold verwies zunächst auf die veränderte Situation nach der Bundestagswahl, die entstandene Sperrminorität von Linke und AfD ließen auch Folgen für die Unterstützung der Ukraine befürchten. Regelrecht geschockt zeigte sie sich von den erschütternden Videos aus den USA, wo sich eine weitere Zeitenwende unserer Weltordnung abspiele. Trumps Vorwürfe gegen Präsident Selenskyj vor laufenden Kameras seien eine Täter-Opfer-Umkehr. Trump versuche von Selenskyj einen Deal zu seinen Bedingungen zu erpressen. Mit Diplomatie habe diese Erpressung zum eigenen Vorteil nichts zu tun. Trump habe mit seiner geplanten Eskalation deutlich gemacht, dass Europa im Kampf gegen den Krieg in der Ukraine von nun an auf sich allein gestellt sei. “Eine klare Kampfansage an Europa”. Dold zitierte die deutsche Außenministerin:

„Die Ukraine ist nicht allein. Deutschland steht gemeinsam mit unseren europäischen Verbündeten an der Seite der Ukraine – und gegen die russische Aggression. (…) Ihre Verteidigung der Demokratie und ihr Streben nach Frieden und Sicherheit sind unsere.“

Putin wolle die Nato, Europa und Deutschland spalten, Trump helfe ihm dabei.

“Er will, dass wir die Ukraine aufgeben, will unsere Gleichgültigkeit. Aber das bekommt er nicht!”

sagte sie entschlossen unter dem Beifall der Teilnehmenden. Die Opfer, die man in jeder Mahnwache vorstelle und denen man mit Fotos und Kerzen gedenke, stünden stellvertretend für die vielen schrecklichen Kriegsverbrechen in Butcha, Mariupol, Charkiw und viele mehr. Stellvertretend für all die Kinder, die von Russland entführt worden seien und all das Leid, das Putin mit diesem Krieg über Menschen, Tiere und Natur in der Ukraine gebracht habe. Dold schloss mir der Zusage:

“Ihr Menschen in der Ukraine habt unsere volle Solidarität und wir werden nicht aufhören hier zusammenzukommen und zu erinnern. Europe United ist das, was jetzt zählt!”

Roger Baudy und Annelies Lukas lasen einen aktuellen Tagebucheintrag der Ukrainischen Autorin Karina Beigelzimer, der die neue Situation und Trumps Seitenwechsel reflektierte. ( https://interaktiv.kleinezeitung.at/ukraine-tagebuecher/ ) Darin heißt es: “Wir haben gelernt, mit der Angst zu leben. Aber wir haben auch gelernt, was es bedeutet, für die Freiheit zu kämpfen. Und wir wissen eines genau: Wir werden diesen Kampf für unsere Freiheit niemals aufgeben. Aber gerade gibt es eine neue Bedrohung für uns, eine noch größere Angst. Nicht eine Angst, die wir schon kennen, vor Putin und seinen Truppen, seinen Raketen und Drohnen. Es ist die Angst, dass unser Schicksal über unsere Köpfe hinweg entschieden wird – für fremde Interessen. Eine Angst, dass alle unsere Kämpfe, alle unsere Opfer umsonst gewesen sein könnten. Dass Andere ohne uns diesen Krieg beenden wollen, nach ihren Vorstellungen von Frieden, Sicherheit und Profit, den sie daraus schlagen können. Ohne an uns, die Ukrainer und Ukrainerinnen zu denken, die in Zukunft in Frieden und Sicherheit leben wollen. Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben, dass unsere europäischen Freunde für uns und die Ukraine kämpfen werden, gegen diese neue, ganz andere und unerwartete Bedrohung, mit Diplomatie und großem Engagement, so wie sie es bislang mit ihrer Waffenhilfe getan haben. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, in einem freien und sicheren Europa zu leben.”

In der Opfervorstellung erinnerte Arno Meuter an die neunjährige Sofia, deren Leben vor einem Monat gemeinsam mit dem ihrer Eltern durch eine russische Rakete in ihrer Wohnung ausgelöscht wurde.