Die Klimakatastrophe hat enorme Auswirkungen auf unser Leben. Auf das, was auf uns zukommt, wenn wir jetzt nicht reagieren, haben die Wetterkatastrophen des letzten Jahres schon einen Vorgeschmack gegeben. Doch auch wenn wir die notwendigen Maßnahmen in den nächsten 19 Jahren umsetzen, werden der verbleibende Klimawandel, aber eben auch die ergriffenen Gegenmaßnahmen unser Leben beeinflussen.
Ulrich Fuchs befürchtet in seinem Leserbrief vom 15.01.2022 über 5.000 Windräder im Rhein-Neckar-Kreis und leitet dies aus der 2%-Flächennutzung und einer Annahme über den Flächenbedarf eines Windrades ab.
Solche Abschätzungen sind wichtig, aber sie sind nur dann hilfreich, wenn die zugrundeliegende Annahmen stimmen. Die angenommenen 4.000 Quadratmeter pro Windrad stellen nur die Fundamentgrundfläche (400 m²) plus Kranstellfläche (2.500 m²) plus einen zum Teil rückbaubaren Ausbau der Zuwegung dar. Für den Betrieb brauchen Windräder aber vor allem einen großen Abstand zueinander, um störende Abwinde zu vermeiden. Die 2%-Flächennutzung bezieht sich nicht auf die Grundfläche, sondern auf die gesamte für die Windkraftnutzung ausgewiesene Fläche. Wird der übliche Abstand zwischen zwei Anlagen von ca. 5 Rotordurchmessern berücksichtigt, ergibt sich bei einer modernen Anlage eine Fläche von ca 1,13 Mio. m². Auf 2% des Rhein-Neckar-Kreises sind somit statt der genannten 5310 lediglich ca. 190 Anlagen betreibbar. Das Ausbauziel laut BMWI-Eröffnungsbilanz geht bis 2030 von einer Verdopplung der Windkraft in Deutschland aus. Heute existieren ca. 30.000 Anlagen. Wissenschaftliche Szenarien gehen für die erneuerbare Vollversorgung von einem Bedarf von 200 GW aus, etwa das 3,5fache des heutigen Wertes. Da die Anlagen aber bereits viel leistungsfähiger geworden sind, werden zum Schluss ca. 50.000 Anlagen benötigt. Wenn man diese Anzahl gleichmäßig über die Fläche verteilt, verbleiben im Rhein-Neckar-Kreis (ca. 0,3% der BRD) 150 Anlagen. Das ist immer noch eine ernstzunehmende Aufgabe, aber kein absurdes Schreckensszenario. Eine ungebremste Klimakatastrophe dagegen stellt sehr wohl ein Schreckensszenario dar.
Allerdings sollten wir nicht nur Probleme betrachten, sondern auch die Chancen. Ein modernes Windrad mit 4 MW Leistung produziert bei hier vorherrschenden Windverhältnissen ca. 8.000 MWh und erlöst damit ca. 400.000 Euro pro Jahr. 150 solcher Anlagen ergeben also einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von 60 Mio. Euro. Geld, das im Kreis versteuert wird, Einnahmen für die Kommunen erbringt und im besten Falle den lokalen Stadtwerken oder Bürgerenergiegenossenschaften und damit der lokalen Bevölkerung zugute kommt.
Thomas Schaupp BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Neckar-Odenwald
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