Am Sonntag, dem 16. Januar ist Willy Heidmann im Alter von 86 Jahren in Mosbach gestorben. Jüngere Mitglieder der Grünen im Neckar-Odenwald-Kreis haben vielleicht seinen Namen noch nie gehört. Indessen hat der Schreinermeister, BBW-Ausbilder, Yoga-Lehrer und vielfältig ehrenamtlich Engagierte die Geschichte der grünen Bewegung im NOK tatsächlich geprägt. 1984 wurde er als Vertreter der Alternativen Liste in den Mosbacher Gemeinderat gewählt, zusammen mit dem NKG-Lehrer Eckard Teichert. Die beiden waren also „die erschte Griene“ in diesem Gremium überhaupt – kein leichter Job! Zwanzig Jahre lang gehörte Willy Heidmann, gleichzeitig immer auch Mitglied der Grünen, dem Gemeinderat an. Das zweite Jahrzehnt davon habe ich, Dorothee Roos, als seine Fraktionskollegin miterlebt.
Das Besondere dabei: Willy war in diesem Gremium stets akzeptiert und genoss den Respekt auch jener StadträtInnen, die politisch ganz woanders standen. Wichtige Themen wurden in jener Zeit verhandelt: B27-Ausbau, Landesgartenschau, Umbau der Mälzerei zum Kulturzentrum, Abriss der alten Bahnhofs und vieles mehr. Willy vertrat klar seine Meinung – gleichzeitig konnte es kaum einen Menschen mit einer friedlicheren Ausstrahlung geben als ihn. Er war auf unangestrengte Weise immer freundlich, unaggressiv, gesprächsbereit – und er lachte gerne. Sein schärfster Ausdruck von Kritik war „Damit habe ich wirklich Mühe!“
Stark geprägt hatte ihn sein jahrelanger Aufenthalt in Indonesien, wo er auf einer christlichen Missionsstation junge Leute für das Schreinerhandwerk ausbildete. Weltoffenheit und Aufgeschlossenheit für südostasiatische Kultur und Spiritualität prägen die gesamte Familie Heidmann bis heute. Gelassenheit und Freundlichkeit haben auch seine Arbeit als Ausbildungsleiter im Berufsbildungswerk der Johannesdiakonie grundiert.
In den 90er Jahren zimmerte Willy für die AL und die Grünen erstmals „ordentliche“ und wieder verwendbare Plakatständer aus Holz. Als direkt bedruckte Hohlkammerplatten noch nicht üblich waren, fand das große Plakatekleben vor Wahlen aller Art stets im überdachten Heidmannschen Hof statt.
Nach dem Ende der Berufszeit zog Willy Heidmann sich langsam aus der Kommunalpolitik zurück – Parteiarbeit war sowieso nie so sehr sein Ding gewesen. Vielmehr beschäftigte er sich intensiv mit Yoga und wurde auch in diesem Bereich zum Lehrer, gemeinsam mit seiner Frau Reinhilde im schönen, mit warmem Holz ausgekleideten privaten Yogastudio. Außerdem verkaufte er mit Freude fair gehandelte Produkte im Weltladen.
Im hohen Alter wurde seine Ausstrahlung immer mehr die eines Weisen. Vor einer Woche ist er im Kreis seiner großen Familie gestorben oder, wie seine Frau es ausgedrückt hat „in eine andere Ebene hinübergegegangen“.
Mosbach, 22. Januar 2022
Dorothee Roos
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