„Für die Bauern“ statt „Hightech für’s Patentamt“: Regierungsberater Prinz zu Löwenstein referierte in Aglasterhausen

Auf Einladung der Grünen Liste Aglasterhausen und des Kreisverbandes BÜNDNIS 90/Die Grünen kam Dr. Felix Prinz zu Löwenstein nach Aglasterhausen. Der pensionierte Agrarwissenschaftler und Landwirt ist gegenwärtiges Mitglied des Bioökonomierates, der als unabhängiges Gremium die deutsche Bundesregierung zum Thema Bioökonomie berät.

Der Vortragstitel „Kann Bio die Welt ernähren?“ lockte rund 80 Personen – darunter einige Landwirt*innen aus der Region – in die Sport- und Festhalle. Gleich zu Beginn stellte Simone Heitz, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Aglasterhausen und im Kreistag, fest, dass die Welt im Umbruch und radikale Transformationen allgegenwärtig seien. Um die irdischen Grenzen einzuhalten müsse die Landwirtschaft sich auch wandeln. Amelie Pfeiffer, Landwirtin und Sprecherin der Kreis-Grünen, betonte in ihrem fachlichen Grußwort: „Biologische Landwirtschaft und Welternährung – dafür reicht ein Abend eigentlich gar nicht aus.“ Landwirtschaft sei kein eigenständig isoliertes Thema. Sie betreffe unter anderem den Klimawandel, den Artenrückgang und ebenso maßgeblich die Flüchtlingssituation. Bei aller notwendigen Transformation müsse jedoch gleichermaßen im Mittelpunkt stehen, die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland und Europa zu erhalten.

Zu Beginn seines Vortrages stellt Dr. Löwenstein fest, dass aktuell 800 Millionen Menschen auf der Welt hungerten, die Gesamtbevölkerung aber trotzdem weiter ansteige. Gleichzeitig werde immer mehr Fleisch konsumiert, wodurch der Bedarf an Vieh – Futter ebenfalls steige. Agro-Treibstoffe und sonstige nachwachsende Rohstoffe bräuchten ebenfalls rasant mehr Fläche, die aber an sich kaum vermehrbar sei. Die scheinbar naheliegende Lösung sei die Produktivität der vorhandenen Fläche durch Gentechnik, Düngemittel, chemischen Pflanzenschutz und einer allgemeinen Ertragssteigerung zu erhöhen.

Dieser vermeintlichen Lösungsperspektive trat Löwenstein in Vortag drei von ihm aufgestellten zentralen Thesen entgegen. Die erste widerspricht dabei der Notwendigkeit der Produktivitätssteigerung: „In der globalen Ernährungssicherung ist das Problem nicht die Produktivität“ führte er aus. Während er mit der These „die industrielle Landwirtschaft ist kein zukunftsfähiges System“ pessimistische Töne anklingen ließ, bot seine dritten These einen optimistischen Blick in die Zukunft: „Der ökologische Landbau hat das Potenzial, die Ernährung aller Menschen zu sichern und auch derjenigen, die in den nächsten Jahrzehnten aller Voraussicht nach hinzukommen werden!“.

Das Ergebnis nach der Ausführung seiner drei Thesen war eindeutig: es brauche einen Systemwechsel. Das Motto der Forschung müsse ein „Für die Bauern“ statt „Hightech für’s Patentamt“ sein. Gleichzeitig müssten die Preise der Lebensmittel die ökologische Wahrheit abbilden, der Konsum sich verändern. Die Verantwortung für den Systemwechsel lasse sich nicht der Landwirtschaft alleine zuschreiben, sondern sei eine Aufgabe der Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam.

Ähnliche Töne klangen in der nachfolgenden Diskussion mit den Zuhörenden an. Simone Heitz und Amelie Pfeiffer zeigten sich sichtlich zufrieden über den Austausch, der fortgeführt werden müsse und bedankten sich bei allen Beteiligten des Abends.