Klimawandel im Neckartal

Wolf-Dieter Riexinger von der Unteren Naturschutzbehörde Heilbronn referierte im „Ritter“ in Haßmersheim am 8.11.23 über die Auswirkungen des Klimawandels auf Fauna, Flora und Biotope im Neckartal. Eingeladen hatte die Fraktion „Grüne Liste“ im Gemeinderat aus Haßmersheim.

Dass der Klimawandel menschengemacht ist, steht außer Frage: Die durchschnittliche Jahrestemperatur stieg von 10,7° C (zwischen 1961 – 1990) auf heute 11,6° C und wirkt sich natürlich auf Fauna und Flora aus. Wärmeliebende Tierarten nutzen neue Lebensräume, frühere Blütezeiten und Fruchtreife sind die Folge. Das gesamte phänologische Jahr verschiebt sich nach vorne. Viele Orchideenarten wie der Bienenragwurz, die Bocksriemenzunge, die Pyramidenorchis u.a., die beispielsweise aus dem Mittelmeerraum stammen, verbreiten sich rasant im Neckartal. Manche von ihnen konnten auf dem Schreckberg nachgewiesen werden oder fühlen sich wohl auf den alten Hängen der Hochhäuser Weinberge. Der Schwarze Holunder blüht elf Tage früher und ist ebenso bis zwölf Tage früher reif. Andere Pflanzen wurden hingegen eingeschleppt und breiten sich aus, so die Ambrosia, die viele allergische Reaktionen auslösen kann. Die Becherkoralle gilt als Klimawandelnachweis. Der Weg von Fauna und Flora geht vom Mittelmeerraum über das Rhônetal, zieht sich durch die Burgundische Pforte ins Obere Rheintal hindurch und überquert bzw. überfliegt den Kraichgau und gelangt somit ins Neckartal.

Die Feuerlibelle hat sich in den 80er Jahren bei uns eingenistet, aber auch andere Libellenarten fühlen sich im wärmeren Klima bei uns wohl. In Baden-Württemberg gibt es insgesamt 460 Wildbienenarten. Besonders die Frühlingspelzbiene ist schon im Januar hier zu finden, früher war sie erst im März gesichtet worden. Schmetterlinge und andere Insekten überwintern hier auf dem Schreckberg, so der Wanderfalter Admiral und das Taubenschwänzchen. Schmetterlinge und Käfer sind nach Riexinger die „Profiteure“ des Klimawandels. Selbst die Gottesanbeterin (Heuschreckenart) ist ganz neu in unserer Gegend angekommen. Heuschrecken, Spinnen, Mücken und Zecken erfreuen sich am warmen Klima. Eidechsen, Kröten und Unken fühlen sich wohl im warmen Wasser, wenn jedoch die Tümpel im Frühjahr austrocknen, wie es in den letzten Jahren der Fall war, verenden sie. Ebenfalls vertrocknet das Heidekraut zunehmend in unserer Region.

Deutlich sichtbar wird der Klimawandel im Wald. Der Wald hat eine Schutzfunktion als Erholungsgebiet, für das Wasser und für den Arten- und Biotopschutz. Stirbt die Fichte, so zieht sie eine Buchenverjüngung und das Anpflanzen neuer Bäume nach sich wie beispielsweise die Schwarznuss, den Tulpenbaum, die Roteiche und die türkische Baumhasel. Die Fichte habe ohnehin noch nie hierher gehört, meint Riexinger. Die Robinie, die Edelkastanie, die Elsbeere dagegen sind heimische Pflanzen.

Was ist die Zukunftsperspektive? Bei fortschreitendem Klimawandel gibt es drei Optionen für die heimischen Arten: Das Aussterben, das Auswandern in kühlere Regionen oder das Anpassen.

Am Ende stand Riexinger noch für Fragen dem Publikum zur Verfügung. Anna Leischner und Thorsten Ringwald bedankten sich beim Referenten und freuten sich über den interessanten Abend. Die gut besuchte Veranstaltung ist erst der Auftakt einer Vortragsreihe der „Grünen Liste“ in Haßmersheim. Die nächste ist am 24. Januar 2024, ebenfalls wieder im „Ritter“ zum Thema Klimamanagement.