Große Beteiligung an Grüner „Info- und Genuss-Wanderung“

„Bio“ voranbringen entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Bio-Musterregion lehrreich und genussvoll vorgestellt

Neckar-Odenwald-Kreis, Schefflenz, Großeicholzheim. bd. Gut 60 Teilnehmer:innen konnte Grünen-Kreisvorsitzende Amelie Pfeiffer willkommen heißen, die der Einladung der Neckar-Odenwald GRÜNEN gefolgt waren, die Bio-Musterregion bei einer „Info- und Genuss-Wanderung“ mit allen Sinnen kennen zu lernen. Pfeiffer sagte in ihrer Begrüßung Aufgabe der Politik sei es „Bienen und Bauern zu retten“. Der Artenschwund sei eine der dramatischsten Krisen heute, befeuert durch den Klimawandel. Man müsse weg von der Flächenprämie und den bäuerlicher Betrieben endlich finanzielle Anreize für ökologische Leistungen bieten, Weidehaltung honorieren, Direktvermarktung und Regionalität stärken und „mit mehr Geld für unsere Familienbetriebe vor Ort das Hofsterben durch Wachsen oder Weichen endlich stoppen!“

Auf dem Eberbachhof der Familie Fellmann gab Regionalmanagerin Ruth Weniger zunächst grundlegende Informationen zur Bio-Musterregion Neckar-Odenwald Im Neckar-Odenwald-Kreis. Formuliertes Ziel in der Konzeption von 2018 sei bis 2028 die Zahl der Bio-Betriebe zu verdreifachen – von seinerzeit 5 % auf 15 %. Aktuell wirtschafteten 66 Betriebe ökologisch, damit 7 % der Betriebe mit 10% der Fläche im Kreis. Der Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ hat als Ziel, bis 2030 30 bis 40% der Flächen im Land ökologisch zu bewirtschaften. Aktuell wichtige Aufgabe sei auch der Aufbau von Wertschöpfungsketten für Bio-Produkte aus unserer Region, derzeit erfolge eine Bio-zertifizierte Verarbeitung im NOK in einem Gastronomiebetrieb, 3 Bäckereien, einer Metzgerei, einer Käserei sowie einigen Direktvermarktern. Großes Potential für den Absatz von regionalen Bio-Produkten sehe man in der „Außer-Haus-Verpflegung“, weshalb man sich erfolgreich für das Modell-Projekt „Bio in der Gemeinschaftsverpflegung in den Bio-Musterregionen“ beworben habe. In einem 2-jährigen Coaching werden 3 Einrichtungen intensiv begleitet mit dem Ziel des Einsatzes von mind. 30% regionaler Bio-Produkte und entsprechender Zertifizierung.

Bio-Landwirtschafts-Pionier Frank Fellmann stellte sodann seinen Betrieb vor, den er schon vor gut 30 Jahren auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt hat. Als Mitglied im Steuerkreis der Bio Muster-Region NOK gebe er gerne seine Erfahrungen an umstellungswillige Landwirtschaftsbetriebe weiter und berate diese. Durch den Versuchsanbau von Sondersaaten und deren Aufbereitung bringe sein Betrieb mehr Vielfalt auf die Felder und die Teller der Region. Bei der Feldbegehung erläuterte Fellmann die zentrale Bedeutung von mehrjährigem Kleegrasanbau – „meiner wichtigsten Kultur“ – für die Bodenfruchtbarkeit durch Eintrag von Luftstickstoff und die Zurückdrängung von Disteln und anderen „Beikräutern“. Dinkel- und andere Getreidefelder aus selbstgezogenem Saatgut – „Unabhängigkeit von den Agro- und Chemiekonzernen war für mich immer zentral“ – Sonderkulturen wie Ölfrüchte, Lein, Hanf oder Hirse lässt er zwischen Schefflenz und Großeichozheim gedeihen. „Wir wollen den Verbrauchern aufzeigen, dass die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln nicht nur eine Frage der gesunden Ernährung ist, sondern auch vom Anbau über die Verarbeitung Umwelt und Natur schützt“. Seinen Schlachttieren, die er direkt vemarktet, würde er gerne vor Ort schlachten und hofft, dass die bürokratischen Hürden deutlich reduziert werden. Bis dahin bringt er sie selbst zu einem ortsnahen Metzger im Odenwald und vermeidet den stressigen Weg zum Schlachthof.

Danach führte die Wanderung zum „Fritze Beck“, wo der Kuchen aus dem Fellmannschen Dinkel begeisterten Zuspruch fand. Bei Kleingruppen – Führungen durch die schon über 30 Jahre zertifizierte Biobackstube war es Selma und Andy Troißler wichtig zu betonen, dass die Deutschen, die etwa 20kg Brot pro Jahr verzehren, durch den Kauf von Biobrot aus regionalem Getreide ihre Umwelt beim Essen genussvoll gestalten können.

Amelie Pfeiffer dankte abschließend allen Beteiligten, denen man anmerkte, dass ihnen ihr Beruf auch Berufung ist. „Ich hoffte, dass Bäuerinnen und Verbraucher*innen sowohl beim Anbau, beim Einkauf wie auch bei der Wahl ihre Entscheidung so träfen, dass Umwelt, Klima, Gesundheit und Landwirtschaft nachhaltig profitierten“.