Mehr miteinander sprechen und aufeinander zugehen – Onlinegespräch über „Gefahr von Rechts“

Rund ein Jahr nach Hanau lud Landtagskandidatin Amelie Pfeiffer Marcel Emmerich, Sprecher der Grünen LAG Demokratie, Recht und Innere Sicherheit und Alexander Weinlein von der Initiative Herz statt Hetze ein, um über die „Gefahr von Rechts“ zu diskutieren. Dass auch der Unternehmer Ralf Krippner der Einladung gefolgt war, freute Amelie Pfeiffer ganz besonders, denn er war letztes Jahr der Initiator und Mitunterzeichner der Anzeige „Hanau betrifft uns alle“, die Führungskräfte seines Unternehmens und Kooperationspartner in der Zeitung platzierten. Damit haben sie auch von Unternehmensseite Haltung gegen rassistisches Denken bewiesen.

„Das dieses Thema noch lange nicht vom Tisch ist, zeigt auch der jüngste Vorfall in Osterburken“, so Pfeiffer. Die Landespolitik müsse hier die Kommunen und Anwohner vor Ort stärken und mehr Beratungsangebote für den Umgang mit Hetze und Gewalt schaffen. Für undifferenzierte Hassparolen, die einzelne Bevölkerungsgruppen an den Pranger stellen, da sind sich die Gesprächsteilnehmer einig, darf im Neckar-Odenwald-Kreis kein Platz sein.

Die überparteiliche Initiative Herz statt Hetze tritt im Landkreis aktiv für eine offene Gesellschaft ein. Mit Aktionen an über 30 Schulen und Aufklärungsarbeit wollen sie die Vernetzung gegen Rechts im Neckar-Odenwald voranbringen. Der Handlungsbedarf sei da, so Weinlein: „Von Rechtspopulisten bis hin zu Rechtsradikalen ist auch bei uns im Kreis alles vertreten. Wir müssen wieder lernen mehr miteinander zu sprechen und aufeinander zuzugehen. Das fängt bereits in der Schule an und stärkt die Gesellschaft nachhaltig.“ Er erinnert daran, dass Demokratie immer auch Mitmachen und Arbeit bedeutet. Sie fängt beim Sozialkundeunterricht und dem Vereinsleben an. Großen Wert legt die Initiative auf einen positiven Blick auf die Gesellschaft. „Wir stehen für eine bunte, vielfältige Gesellschaft. Dass das viele Menschen vor Ort das genauso sehen, zeigen die erfolgreichen Veranstaltungen der letzten Jahre, wie z.B. Herztöne oder das erfolgreiche Benefizkonzert für die Lebenshilfe e.V. 2019 in der Stadthalle Buchen“, so Weinlein, der sich auch über die finanzielle Unterstützung vom Land sowie die persönliche Würdigung des Engagements durch den Sozialminister Manne Lucha freut.

Pfeiffer begrüßt, dass „Herz statt Hetze“ eine Plattform bietet, um gemeinsam gegen rechte Gewalt aufzustehen. Nach dem Attentat von Halle war es vielen Menschen ein Bedürfnis das auch nach außen zu tragen und so wurde mit einem Kerzenmarsch durch Buchen den Opfern von Gewalt gemeinsam gedacht.

„Rassistisches Gedankengut entsteht häufig dort, wo Menschen abgekoppelt von der Gemeinschaft leben und eine apokalyptische Weltsicht entwickeln“, weiß Emmerich und berichtet aus aktuellen Studien. Der Übergang vom Verschwörungsdenken in antiautoritäres, antidemokratisches und rassistisches Denken ist demnach fließend. Es gehe darum, mit einfachen Parolen zu emotionalisieren und Anhänger zu gewinnen.

Was könne man gegen diese Entwicklung tun, fragte Pfeiffer, die die Entwicklungen im Neckar-Odenwald-Kreis mit Sorge betrachtet. Wichtig sei es, Widerstand zu leisten, und nicht wegzuschauen so Emmerich: „Nach Quellen fragen, Aufklärung leisten, Beratungsstellen ausbauen und die Sicherheitsbehörden sensibilisieren.“ Die Grünen seien außerdem dabei ein Demokratiefördergesetz zu verankern.

Ralf Krippner, Geschäftsführer des Buchener Unternehmens Hoffmann + Krippner sieht auch bei Unternehmen noch Handlungsbedarf: „Viele Firmen versuchen politisch neutral zu sein. Bei den aktuellen Ausmaßen radikalen Gedankenguts sollten Führungskräfte aber die rote Linie klar machen.“ Er betont: „Wir müssen alle Gesicht zeigen, denn wegducken bringt nichts. Das stärkt nur die Stammtischparolen.“

Pfeiffer ergänzt: „Wenn man sich heute für Demokratie einsetzt, nehmen einen die Gegner schnell ins Visier. Da besteht auch die Gefahr mit Namen denunziert zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir viele sind und in diesem Punkt zusammenstehen.“