„Politik muss einen Vielfältigen Strauß an Möglichkeiten binden“ – Wohnen im Alter Thema bei Onlinediskussion

Auf Einladung von Amelie Pfeiffer, Landtagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, sprach Bärbl Mielich (MdL) zum Thema „Wohnen im Alter“. Im Fokus stand dabei das Landesprojekt „Quartier 2030 – heute das Zusammenleben von morgen gestalten“.

Das Webinar war gut besucht. Unter den rund 30 Teilnehmern befanden sich Mitglieder des Kreisseniorenrats, sowie Fachpersonal von Pflegediensten und -heimen und der Pflegestützpunkte.

„Um den demografischen und sozialen Herausforderungen zu begegnen, benötigen wir neue Strukturen des Zusammenlebens“, so Bärbl Mielich, die die zunehmende Alterung der Gesellschaft im Blick hat. Mehr Tagespflege, ambulante Strukturen, Begegnung und Miteinander, so beschreibt Mielich das zukünftige Wohnen im Alter. In den letzten vier Jahren wurden dafür bereits viele kleine Betreuungseinheiten geschaffen.

Eine passende Quartiersentwicklung eröffne die Chance, das Zusammenleben der Generationen und das Leben im Alter neu zu organisieren. Dabei seien die Kommunen immer der treibende Motor, betonte die Abgeordnete. Solche Projekte müssten gemeinsam vor Ort gestaltet werden. Es sei erstaunlich, mit wieviel Herzblut sich die Menschen dafür einsetzten und Ideen entwickelten.

Fest steht, so Mielich, dass die meisten Menschen im Alter gerne in ihrem „Zuhause“ ihren Lebensabend verbringen wollen. Politische Strukturen müssten diesen Wunsch ermöglichen und mit geeigneten Quartiersentwicklungsstrategien die verschiedenen Lebensentwürfe im Alter ermöglichen. Diese reichen von Wohngruppen, über Mehrgenerationenkonzepte, bis hin zum „Service-Wohnen“, das Chiara Fürst vom Buchener Pflegedienst Hand in Hand vorstellte und welches individuell abgestimmte Hilfestellungen im Alltag zuhause bietet.

„Um den demografischen und sozialen Herausforderungen zu begegnen, benötigt man neue Strukturen des Zusammenlebens. Ziel der Quartiersentwicklung sei es, den sozialen Lebensraum in den Nachbarschaften, Stadtvierteln, Dörfern und Gemeinden zu stärken und eine hohe Lebensqualität sowie Teilhabe für alle dort lebenden Menschen zu ermöglichen“, fasst Mielich die Bestrebungen des Ministeriums für Soziales und Integration zusammen. Natürlich braucht es dafür auch die Infrastruktur mit Gesundheitsversorgung, Begegnungsorten, ambulanter Pflege und mehr.

Die Landesregierung unterstütze derartige Projekte mit Beratung, der Moderation von Bürgerbeteiligungen, mit Netzwerken und natürlich auch mit finanziellen Mitteln: „Der Bau von Wohngruppen kann mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Überdies übernimmt die L-Bank Bürgschaften, um eine Kreditfinanzierung zu erleichtern“, betonte Bärbl Mielich.

Als Stimme aus der Praxis war an dem Abend auch Udo Fütterer, Heimleiter im Altenzentrum Pfalzgrafenstift Mosbach eingeladen. Er betonte „Alter ist heterogen. Wir brauchen eine Vielzahl von Wohnangeboten, dazu zählt auch weiterhin die stationäre Pflege.“ Er berichtet, dass die Pflegeheime zwar tendenziell immer weniger Betten haben, hält sie aber weiterhin für unverzichtbar bei sehr schwierigem Gesundheitszustand und hohem Pflegebedarf.

„Für mich war früh klar, dass ich mit meinem Mann auch im Alter selbstbestimmt leben möchte“, schaltet sich Ursula Brinkmann aus Mosbach in die Diskussion ein. Gemeinsam mit Freunden hat das Ehepaar nach einem geeigneten Bauplatz für ein gemeinsames Wohnprojekt Ausschau gehalten und ist in Mosbach fündig geworden. Dafür wurde eine Eigentümergemeinschaft gegründet. „Wir sind jetzt 13 Leute, die zusammen leben und alt werden wollen“, erklärt sie.

„Die Politik muss einen vielfältigen Strauß an Möglichkeiten bin, um den verschiedenen Anforderungen im Alter gerecht zu werden“, resümiert Pfeiffer. Sie hat selbst eine 95-jährige Mutter, die im Pflegeheim lebt. „Man kann nicht früh genug damit anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, wie man im Alter wohnen möchte“, so Pfeiffer. Ihr eigener Alterswohnsitz ist schon in Planung – für alle Fälle.