Schließung Geburtshilfe und Gynäkologie Mosbach – Charlotte Schneidewind-Hartnagel, MdB 21. Februar 202010. März 2020 Die medizinische Versorgung von Frauen im Neckar-Odenwald-Kreis droht in eine Schieflage zu geraten. Um ihr inzwischen auf 12 Millionen Euro angewachsenes Defizit zu verringern, planen die kreiseigenen Neckar-Odenwald-Kliniken im Rahmen von Umstrukturierungen, die Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Mosbach zu schließen. Künftig soll die bestehende Entbindungsstation mit Beleghebammen am Standort Buchen – 30 Kilometer von der Kreisstadt Mosbach entfernt – die Versorgung der Frauen aus dem gesamten Landkreis übernehmen. Was hier als „kostensparende Lösung“ propagiert wird, ist gleichbedeutend mit einer Absage an eine gleichwertige Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, zu Lasten der Frauen. Viele Bürgerinnen und Bürger protestieren gegen diese Pläne. Innerhalb kürzester Zeit wurden 9.000 Unterschriften gesammelt, Informationsveranstaltungen und eine Demonstration organisiert sowie Interviews gegeben. Zahlreiche Gespräche mit Landrat Dr. Brötel, der Geschäftsleitung der Kliniken und Kreistagsabgeordneten haben kein Umdenken herbeiführen können. AuchÄnderungsanträge im Kreistag wurden ignoriert: Bei seiner Sitzung am 29. Januar 2020 hat der Kreistag dem Maßnahmenpaket mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit drohen werdenden Müttern weite Wege, Geburten im Auto oder im Rettungswagen, Abweisungen und Verlegungen wegen Überfüllung an andere „erreichbare“ Standorte. Die Situation wird sich für sie, aber auch für Väter, Hebammen, Ärztinnen und Ärzte deutlich verschlechtern. Wohnortnahe Geburtshilfe ist ein wichtiges Element gleichwertiger Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, auch und gerade an Standorten mit weniger als 800 Geburten im Jahr. Geburten und Hebammen auf wenige Standorte zu verteilen, bedient vielleicht die gesundheitspolitischen Theorien der Krankenkassen, in der Praxis haben größere Häuser aber Schwierigkeiten, alle Geburten wegfallender Landkrankenhäuser aufzunehmen. Das zeigt sich deutlich am Beispiel von Heilbronn, von wo aus bislang bei Überfüllung Frauen nach Mosbach verlegt wurden. Als zuständige Bundestagsabgeordnete und als Frauen- und Sozialpolitikerin habe ich mich von Anfang an für den Erhalt beider Geburtsstationen in Mosbach und Buchen ausgesprochen undunterstütze alle Initiativen dazu. Ich halte die Entscheidung des Kreistags und des Aufsichtsrats der NOK-Kliniken für einseitig und falsch. Sie steht im Widerspruch zu den Interessen aller Frauen im Neckar-Odenwald-Kreis, denn langfristig droht bei Nicht-Erreichen der prognostizierten Geburtenzahlen in Buchen auch dort die Schließung. Trotz aller Notwendigkeiten, Kosten zu reduzieren, kann es nicht sein, dass der Ländliche Raum bei der Gesundheitsversorgung als erstes bei der Frauengesundheit spart. Gleichwertige Lebensverhältnisse müssen für alle Geschlechter gelten. Charlotte Schneidewind-Hartnagel