Woche der Gemeinschaftsschule: Karl-Trunzer-Schule geht mit gutem Beispiel voran

Grüne Landtagskandidatin besucht Gemeinschaftsschule

„Wir können stolz sein auf unsere Gemeinschaftsschulen, die sich für Vielfalt stark machen und eigenständiges Handeln in einer komplexer werdenden Welt fördern.“ Das ist Amelie Pfeiffers Fazit nach dem Besuch einer Gemeinschaftsschule in Buchen. In der diesjährigen „Woche der Gemeinschaftsschule“ hat die Grünen-Landtagskandidatin die Karl-Trunzer-Schule besucht, um sich vor Ort über die pädagogische Arbeit, die Herausforderungen und Wünsche von Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern auszutauschen.


Die Gemeinschaftsschule wurde unter der grün-roten Landesregierung eingeführt. Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es fünf Gemeinschaftsschulen an denen sich die Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Schulabschlüsse vorbereiten können. „Die Stärke der Schulart zeigt sich bei den Abschlussjahrgängen“, berichtet Pfeiffer. Überdurchschnittlich viele Schüler machten an Gemeinschaftsschulen den Realschulabschluss, obwohl viele mit einer Hauptschulempfehlung in die fünfte Klasse gekommen waren.

Unter den Preisträgern des deutschen Schulpreises ist in diesem Jahr auch eine Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Seit Jahren sind Gemeinschaftsschulen bei dieser Auszeichnung ganz vorn mit dabei. Woran liegt das? „Wir denken Schule und Unterricht vom Schüler aus. Das ist entscheidend“, so Schulleiter Walter Scheuermann. „Wir nehmen die individuellen Vorkenntnisse, Bedürfnisse und Ziele der Schüler wahr und stärken und fördern ihre vielfältigen individuellen Lernprozesse.“ Die Möglichkeit, auf dem individuell passenden Niveau zu lernen, stellt einen der Hauptgründe dar, warum sich Kinder und Eltern für die Gemeinschaftsschule entscheiden. In der Karl-Trunzer-Schule lernen rund 190 Schülerinnen und Schüler der Stufen 5 bis 10. Die noch junge Gemeinschaftsschule strebt zukünftig eine gesunde Durchmischung der drei Niveaustufen an, die dem Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialniveau entsprechen.


Der Schulleiter Walter Scheuermann stellte das Konzept der Schule vor: Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Lernbegleiter*Innen und nicht als reine Wissensvermittler. Sie geben den Schülerinnen und Schülern Lernwerkzeuge und -strategien an die Hand, damit diese eigenständig den nötigen Stoff erarbeiten können. „Das Lernen wird bei uns selbst zum Thema des Unterrichts, damit die Schülerinnen und Schüler beginnen den Lernprozess eigenverantwortlich zu organisieren, selbständig zu recherchieren, Lösungen zu suchen und sich mit anderen auszutauschen“, erklärt Scheuermann. Dafür sei auch ein besonders Raumkonzept und Mobiliar wichtig: Klassenzimmer werden zu Lernbüros, in denen jeder Schüler einen persönlichen Arbeitsplatz und einen eigenen Container hat. Die flexiblen Möbel lassen sich auch jederzeit umstellen zum Gruppen- oder Gemeinschaftsarbeitsplatz, je nach Bedarf. „Unser Anspruch der Vielfalt nachzukommen, ist besonders auf Raum angewiesen,“ so Scheuermann. „Die Schüler verbringen acht Stunden täglich hier. Dafür stehen ihnen neben Lernbüros und Inputräumen auch Rückzugsräume zur Verfügung, in denen sie sich auch mal entspannen kann.“ Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Kulturen und Lebensentwürfe werde außerdem das wertschätzende und rücksichtsvolle Miteinander gefördert.
„Wie hat Sie denn der erste Lockdown im Frühjahr getroffen und wie gut sind sie ausgerüstet für kommende Schulschließungen?“, erkundigt sich Pfeiffer. „Bisher ist glücklicherweise noch kein Schüler bei uns erkrankt“, so Scheuermann. „Beim ersten Lockdown hatten wir außerdem den Vorteil, dass unsere Schüler gewohnt waren eigenständig zu arbeiten. So konnten sie zuhause mit Aufgabenpaketen versorgt werden, die sie wie gewohnt abarbeiteten.“ Lernplattformen, von denen Dateien heruntergeladen werden können und die nötige Grundausstattung seien außerdem vorhanden. „Kurzum: wir können Schülern Material zukommen lassen, aber sind noch nicht so weit, dass wir Fernunterricht umsetzen können.“
Im Sommer wurden zuletzt WLAN im gesamten Schulgebäude eingerichtet, Präsentationsmedien erneuert, große Bildschirme in den Klassenzimmern angebracht, auf denen Ergebnisse für alle präsentiert werden können. Der nächste Schritt werde sein alle Schüler mit Tablets auszurüsten und die Lehrer dafür entsprechend zu schulen, so Scheuermann.


Die Pandemie hat auch hier die Digitalisierung der Schule beschleunigt, es gab zahlreiche Förderungen aus Berlin, die der Schulträger in Buchen erfolgreich eingeworben hat. Zuletzt blieben nur noch zwei Wünsche an die Landespolitik, die Scheuermann der Landtagskandidatin mit auf den Weg gab: eine bessere Ausstattung mit Lehrkräften und die verstärkte allgemeine Wertschätzung der Schulart.