Große Trauer um Gabi Metzger

Markante Kommunalpolitikerin und Grünes Urgestein

Über 40 Jahre politische Leidenschaft und Beharrlichkeit

Elztal, Neckar-Odenwald-Kreis. bd. Große Trauer über Parteigrenzen hinweg hat die Nachricht vom Tod Gabi Metzgers ausgelöst, die in der Nacht zum Mittwoch ihrer langjährigen Erkrankung erlegen ist. Die gebürtige Dallauerin vertrat seit 1984 ununterbrochen die GRÜNEN und den Wahlkreis Elztal-Schefflenz-Billigheim im Kreistag und wurde in dieser Zeit nicht nur zur längst gedienten, sondern zur wohl markantesten Kommunalpolitikerin des Kreises. Sowohl die Kreis- wie die Landes-Grünen, auch der gerade aus dem Amt geschiedene Umweltminister Franz Untersteller als auch Landrat Achim Brötel reagierten tief betroffen. Da er sich Gabi Metzger auch persönlich sehr verbunden gefühlt habe, fehlten ihm fast die Worte, so Brötel. Er sei vor allem dankbar, „dankbar, dass es sie gegeben hat, dankbar, dass wir einen Teil ihres Lebenswegs gemeinsam mit ihr gehen durften!“.

Metzgers politisches Engagement begann Ende der 70er Jahre in der Billigheimer Bürgerinitiative gegen die Sondermülldeponie, deren Vorsitzende sie wurde. Zur Kreistagswahl 1984 trat sie für die Grünen an, die erstmals mit 3 Frauen ins Gremium einzogen. Metzger übernahm den Fraktionsvorsitz und stand der Fraktion 25 Jahre vor. Als gescheite, streitbare und allürenfreie Rätin im Verwaltungsauschuss gewann sie schnell Ansehen und Wirkung – aber auch hartnäckige Gegner. Ihren ersten nachhaltigen Erfolg konnte sie 1987 mit der Schaffung der Stelle der Frauenbeauftragten beim Kreis verbuchen, den die Grünen beantragt und wozu sie sich mit den (wenigen) Frauen der anderen Fraktionen verbündet hatten. 1989 schrieb die Landespresse dann, dass „Grüne, Freie Wähler und Hinterbänkler“ Landrat Pfreundschuh zur Wiederwahl verholfen hätten – gegen die Planung der etablierten, damals großen Parteien. Der Beschluss des Kreises zur Gründung des Frauenhauses 1990 ging ebenfalls ihre Initiative zurück. „Ohne den persönlichen Einsatz von Gabi Metzger gäbe es heute kein Frauen- und Kinderschutzhaus im Neckar-Odenwald-Kreis“, so Landrat Dr. Brötel.

Das Thema Stärkung und Repräsentanz von Frauen durchzog, neben den Umweltschutzbelangen und dem Einsatz für den ländlichen Raum, zuletzt im Gesundheits- und Sozialausschuss, ihr gesamtes politisches Leben.

Dieses hatte mit der Verwurzelung in Familie, Dorf und Volksmusik eine traditionelle Basis, dem sie philosophische und literarische Tiefe hinzu verlieh, die in ihren pointierten, hintergründigen und gekonnt freien Reden immer durchdrang. Nach dem Motto „Viel Feind – viel Ehr“ nahm sie Auseinandersetzungen an, „Feigheit vor dem Freunde“ war ihr ebenfalls fremd, sie wollte aber „am Ende immer die Kurve ins Versöhnliche kriegen“, wie ein Portrait zu ihrem 60 Geburtstag 2017 überschrieben war. Ausgezeichnet mit der Verdienstmedaille des Landkreistages in Silber und seit 2019 zur weiteren Stellvertreterin des Landrates bestellt nahm sie noch im April im Krankenbett online an den Fraktionssitzungen teil.

Wie ihrem Dorf, der Kapelle „Edelweiß“, ihrer Heidelberger Buchhandlung, bei der sie nach dem Abitur schon die Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert hatte, und ihrem Mandat blieb sie auch ihrer Partei treu – wenn Gabi Metzger etwas zu Ihrer Sache gemacht hatte, dann blieb sie dran, ein Leben lang. Für die Grünen trat sie zwei mal zur Landtagswahl an, 1991 unter dem ironischen Motto „Unser Mann für den Landtag“. 1999 gelang ihr mit ihrer Grünen Liste der Einzug in den Elztäler Gemeinderat, wo sie 2012 auch als Bürgermeisterin kandidierte. Im Kreisvorstand, in dem sie von 2015 bis 2017 auch als Co-Vorsitzende amtierte, blieb sie bis zuletzt und Kreisvorsitzende Amelie Pfeiffer blickt traurig und dankbar zurück: „Unvergesslich auch die Jahre, die ich gemeinsam mit Gabi in der Kreistagsfraktion arbeiten durfte, ihre spitze Zunge, ihre Klarheit in der Aussage und ihr immerwährender Einsatz für mehr Transparenz in der Gremienarbeit werde ich in Erinnerung behalten“. Andreas Klaffke würdigte die Verstorbene: „Gabi hat uns in ihrer unnachahmlichen Art herausgefordert und bereichert, sie war uns wichtige Ratgeberin und bleibt uns ein Vorbild!“

Kreistags – Fraktionsvorsitzende Simone Heitz, die mit Metzger nicht nur „eine lange innige Männerfreundschaft“ verband, charakterisierte ihre Freundin: „Gabi war Kommunalpolitikerin aus Leidenschaft, das war ihr Lebenselixier. Sie suchte nach pragmatischen Lösungen. Selbst ihren letzten Klinikaufenthalt in Buchen auf der Palliativstation nutze sie zur „Feldforschung“ und hielt die Fraktion auf dem Laufenden. Sie achtete und kämpfte für das Wohl der Raumschaft, für die Menschen hier im Neckar-Odenwald-Kreis.“

Uli Sckerl, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Landtag nahm ebenfalls tief betrübt Abschied: „Gabi ist nach Christine Denz die zweite große Persönlichkeit, die uns aus dem Neckar-Odenwald-Kreis verlassen hat!“